Heimspiele.info

„Daitoshi“ – Fazit

Review-Fazit zu „Daitoshi“, einem komplexen Workerplacement-Spiel.

[Infos]
für: 1-4 Spieler
ab: 14 Jahren
ca.-Spielzeit: 120min.
Autor: Dani Garcia
Illustration: Marina Vidal
Verlag: Devir
Anleitung: englisch
Material: sprachneutral (Übersicht englisch)

[Download: Anleitung/Übersichten]
engl., span., catal., ital., port.: https://boardgamegeek.com/boardgame/402677/daitoshi/files

[Fazit]
Dampf ist unser Gold. Und Dampf ist Fortschritt. Wir brauchen viel Dampf, immer mehr Dampf, um weitere Erfindungen zu realisieren und schließlich die Mega-Maschine zu füttern. Die Natur muss leiden, ja, aber den Progress hält niemand auf, auch keine Waldgeister….

Die Spieler agieren hier als Magnaten in einer großen, sich immer weiter entwickelnden Stadt, bestehend aus fünf Distrikten. Der technologische Fortschritt bringt immer mehr Vorteile und so wird entsprechend investiert. Per Setzen der eigenen Spielfigur auf entsprechende Aktionsfelder des Stadtrondells werden verschiedenste Effekte ausgelöst und ausgeführt. Auf die Art verschafft man sich Vorteile, baut die Stadt aus, handelt mit fernen Städten und versucht doch die Waldgeister (Yokai) zu beschwichtigen oder beteiligt sich am Fortschritt der Mega-Maschine. Wenn produziert wird, werden die Fabriken der Spielertafeln aktiv. Hier gibt es drei „Reihenhäuser“, in denen Erfindungen platziert werden können, damit eine Produktion möglich ist. Je nach Status der Erfindungen wird mehr oder weniger hergestellt, was wiederum auf entsprechenden Leisten markiert wird (Nahrung, Energie, Baumaterial, Luxusgüter). Alle Spieler können immer zugleich produzieren, aber der Spieler, der die Produktion ausgelöst hat, erhält einige Boni dazu. Und dieser Spieler kann erst wieder in einem späteren Zug etwas produzieren, wenn er zuvor in der Stadt war – dort wird die Fabrikaktion quasi zurückgesetzt.

Das ultimative Spielziel ist natürlich die meisten Punkte zu erhalten. Dies gelingt überwiegend tatsächlich durch hingebungsvolle Aktionen mit den Yokai, indem man von den zwei außerhalb der Stadt errichteten Tempeln Priester aussendet. Diese wandern dann auf gerodeten Waldwegen, ausgeschlachteten Bergpfaden und Höhlenpassagen sowie ausgetrockneten Flussbetten, um Wiedergutmachung zu demonstrieren und anzubieten. Wurde die Ausbeutung der Natur nämlich übertrieben, werden die Yokai z.B. die Produktionsstätten sabotieren.
Weiterhin gibt es natürlich Punkte durch Fortschritte in der Stadt/deren Ausbau/im Produktionsbereich.

In der Stadt bewegt sich der eigene Magnat um bis zu zwei Distrikte kostenlos, für weitere Distrikte muss jeweils einmal mit Dampf bezahlt werden. So könnte man im Rundgang wieder auf seinen Ausgangspunkt zurückkehren, nur nicht auf das selbe Feld. Es stehen dabei immer drei Felder zur Verfügung, eines auf dem man nichts bezahlen muss und dafür keine Arbeiter einsetzen darf – hier dürfen dann aber beliebig viele Magnaten stehen. Und zwei weitere, die je ein- bzw. zweimal mit Dampf bezahlt werden wollen und dann aber den Arbeitereinsatz gestatten. Die verschiedenfarbigen Arbeiter lösen in jedem Distrikt eine andere zusätzliche Aktion aus, z.B. zusätzliche Produktion von Dampf oder ein gesammeltes Landschaftsplättchen entsorgen oder den Wurmbus bewegen (auf eigener Rundleiste), um Boni zu erhalten.
Der Magnat selbst nutzt die nebenstehenden (Haupt-)Aktionen in dem Distrikt. Diese beinhalten immer das Ausbeuten einer der Naturwege (das nächstliegende Plättchen wird dort entfernt und zur Spielertafel gelegt) und damit den Erhalt von Ressourcen (Kohle, Wasser -> auf einer entsprechenden Leiste wird dies je nach Erhalt gegeneinander gerechnet und so produziert man Dampf) und Arbeitskräften (thematisch sind die Bewohner jetzt ohne Behausung und „froh“ nun wenigstens in der Stadt arbeiten zu dürfen). Zudem gibt es immer einen nutzbaren Effekt, wie das Elektrifizieren eines Stadtteils (das entsprechende Distriktplättchen wird umgedreht und zeigt nun stärkere Effekte), dem Ausbau eines Stadtteils (ein mittlerer und später äußerer Bogen wird hinzugefügt mit weiteren Effekten zur Aktionswahl), einer freien Wahl (beliebige Aktion ausführen), eine Erfindung machen (ein entsprechendes Plättchen wird in einen Fabrikplatz gelegt), einen Handel mit einer anderen Stadt durchführen (extra Leiste, auf der, je nach Ausgabe und Handelsbedarf bestimmte Effekte/Boni ausstehen) oder etwas zur Mega-Maschine beitragen.
Hat man die Effekte/Aktionen ausgeführt/bezahlt, erhält man zudem noch Prestige, welches mit einer Zylinderhut-Figur im innersten Kreis abgezählt wird (Boni).

Die Mega-Maschine erhält ein eigenes Tableau auf dem Spielplan und bietet stärkere Erfindungsplättchen für die Fabriken. Hier zu „spenden“ und die Vorteile abzugreifen ist eine weitere, der vielen Möglichkeiten in Daitoshi.
Am Ende eines Zuges wird immer kontrolliert, ob die Yokai einem Spieler etwas heimzahlen müssen. Das Spielende wird ausgelöst, sobald auf einem der Naturlandschaftspfade das Ende (mit entsprechendem Symbol) aufgedeckt wird.

Erneut ein wunderbares Spiel aus der Bitoku-Reihe (es gibt gar eine Zeitlinie der nun schon 7 Spiele mit Bitoku als Erstem und Daitoshi als Sechstem), aber zugleich eines der komplexesten. Zum einen ist die Anleitung schon ein Brocken, da es so viel zu lernen und zu beachten gibt. Und das findet sich so natürlich im Spielab- und verlauf wieder. Denn es gibt so viel zu tun und zu kontrollieren, dass ein Zug schon etwas dauern kann, bis man richtig im Spiel angekommen ist. Dann spielt sich alles natürlich geschmeidiger und vor allem können alle Mitspielenden viele Aktionen auch zeitgleich durchführen, was einiges an Spielzeit einspart. Das Spielmaterial ist ebenfalls erneut wertig und hübsch und passt thematisch wunderbar, allerdings ist der Auf- und Abbau durch die schiere Komponentenzahl etwas aufwendig.

Es gibt viele Vorgehensweisen und Taktiken für ein erfolgreiches Spiel, die mit immer weiteren Partien entdeckt werden können.
Die Idee die Produktion vom Aktionsrondell der Stadt zu trennen ist recht cool, meist findet sich derlei doch mit im allgemeinen Aktionspool. Aber so muss man sich jedes Mal entscheiden, wo/wie man vorwärts kommen möchte – auch dadurch bedingt, dass die Produktionsmöglichkeit nur jeden zweiten Zug möglich ist. Das Rondell ändert (durch Elektrifizieren) und erweitert (Stadt-/Distriktausbau) sich fortwährend, so dass auch fortwährend eine Anpassung der eigenen Pläne vorgenommen werden muss bzw., wenn man es selbst angeht/plant, entsprechend vorausgeschaut werden sollte. Das regt die grauen Zellen fleissig an, macht Spass und sorgt für laufende Abwechslung. Im Kern wiederholt sich die Mechanik natürlich, aber durch die vielen „Zahnräder“ fällt es nicht auf.
Den Lokai helfend können Landschaftsplättchen gottseidank auf gebaute Stadterweiterungen gelegt werden – man ist oft hinter solchen Möglichkeiten her, da die Waldgeister schon recht zornig werden können und dann die eigene Produktion stark eingeschränkt wird -, was sich thematisch ebenfalls toll einfügt. Denn so wird die Stadt begrünt und gleicht damit den Raubbau etwas aus.
Ebenfalls befriedigend ist das Produzieren, wenn die Fabriken ausgebaut sind, pro Spalte drei Erfindungen inklusive Upgrade, denn da kommt dann „richtig was rum“ :). Und so kann man an vielen Stellschrauben Verbesserungen durchführen, die das Spiel rentabler gestalten, aber oft auch mit der Maßgabe, dass die Mitspieler davon ebenfalls profitieren (Elektrifizieren von Stadtteilen z.B.). Also muss erneut gut abgewägt werden, was man sich selbst gönnen mag und damit eventuell auch anderen.
Das synchrone Produzieren hilft dem Spielverlauf (und den Spielern^^) mit möglicher down-time, ohne wirklich ins multiplayer-solitär abzudriften. Die Interaktion bleibt in gewissem Rahmen durchweg bestehen, da einige Konsequenzen aus Aktionen/Effekten durchaus weite(re) Kreise^^ ziehen können.

Das Spiel macht durch die Bank weg Laune, auch oder gerade durch die laufende Anforderung an die eigene Taktikanpassungen, sieht gut aus und macht überdies thematisch auf aktuelle, weltliche Probleme aufmerksam (Umweltausbeutung, indirekte Sklaverei, Nachhaltigkeit)! Rundum ein zu empfehlendes Spielerlebnis für Kenner und Experten mit genügend Zeit am Spieltisch.

[Note lt. Kompetenz-Team]
5.5 von 6 Punkten.

[Links]
BGG: https://boardgamegeek.com/boardgame/402677/daitoshi
HP: https://devirgames.com/daitoshi
Ausgepackt: n/a

[Galerie: 13 Fotos]

Schreibe einen Kommentar

Deutschlands einzige werbe- und kommerzfreie und völlig unabhängige Brett- und Kartenspiel-Community!