„Freche Früchtchen“ – Fazit
Review-Fazit zu „Freche Früchtchen“, einem furchtigen Stichspiel.
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[Infos]
für: 2-6 Spieler
ab: 8 Jahren
ca.-Spielzeit: 20min.
Autoren: Romaric Galonnier und Luc Rémond
Illustration: Victor Dulon und Romaric Galonnier
Verlag: Brettspielloesung
Anleitung: deutsch
Material: sprachneutral
[Download: Anleitung/Übersichten]
engl., frz., dt.: https://boardgamegeek.com/boardgame/394325/fruitoplay/files
[Fazit]
„FF“ präsentiert sich als ein überraschend taktisches Stichspiel, das seine Leichtigkeit aus dem fruchtigen Thema bezieht, aber im Kern ein clever konstruiertes System aus simultaner Kartenauswahl, Wahrscheinlichkeitsgefühl und langfristiger Planung bietet. Hinter den bunten Früchten steckt ein Spiel, das über drei Runden hinweg immer dichter wird, weil die Karten, die man gewinnt, nicht nur Punkte bringen, sondern auch die eigene Auslage formen – und damit die Grundlage für die finale Wertung.
Zu Beginn jeder Runde erhalten die Spieler eine kleine Hand aus Fruchtkarten, deren Werte von 1 bis 20 reichen und in vier Sorten vorkommen. In der Tischmitte liegt der sogenannte „River“, bestehend aus sieben offenen Karten, die nacheinander als Zielkarten ausgespielt werden. Jede dieser Karten entspricht einem Stich, und jede Runde besteht genau aus diesen sieben Stichen. Sobald eine Zielkarte an der Reihe ist, wählen alle Spieler gleichzeitig eine Karte aus ihrer Hand und decken sie gemeinsam auf. Der Clou liegt in der Ermittlung des Stichgewinners. Hat mindestens ein Spieler eine Karte derselben Frucht wie die Zielkarte gespielt, gewinnt jene Karte, die dem Wert der Zielkarte am nächsten kommt und zwar mit der kleinsten Differenz. Erst wenn niemand die passende Frucht gespielt hat, entscheidet die kleinste Differenz unabhängig von der (Karten-)Sorte. Kommt es zu einem Gleichstand, werden die betroffenen Karten ungültig und man sucht erneut nach der nächsten gültigen Karte. Es kann sogar passieren, dass ein Stich komplett verfällt, wenn alle potenziellen Gewinner durch Gleichstände ausscheiden.
Wer den Stich gewinnt, sammelt nicht nur die Zielkarte, sondern auch alle gespielten Karten und legt sie sortiert nach Fruchtsorten vor sich ab. Alle anderen Spieler ziehen eine Karte vom Nachziehstapel, um ihre Hand wieder aufzufüllen – außer im letzten Stich einer Runde, wo das Ziehen optional ist. Dadurch entsteht ein feines Spannungsfeld. Man möchte Stiche gewinnen, aber nicht zu früh, denn wer zu viele Karten derselben Sorte sammelt, riskiert eine unausgewogene Auslage. Gleichzeitig möchte man nicht zu oft verlieren, denn die nachgezogenen Karten sind unberechenbar und können die eigene Planung durcheinanderbringen.
Nach sieben Stichen folgt die Wertung, und hier entfaltet das Spiel seinen eigentlichen Charakter. Jede Fruchtsorte bildet eine Spalte, deren Wert sich aus der Anzahl der Früchte ergibt – Einzelkarten zählen eins, Doppel-Fruchtkarten zwei. Bevor jedoch gerechnet wird, müssen eventuelle „Verdorbene Fruchtkarten“ abgehandelt werden. Diese verderblichen Früchte zwingen den Spieler, eine ganze Spalte oder zumindest eine Karte daraus zu entfernen. Erst danach wird gewertet, indem die größte Spalte mit der kleinsten Spalte multipliziert wird. Hat man nur eine Spalte ausliegen, wird sie mit sich selbst multipliziert. Diese Mechanik belohnt ausgewogene Sammlungen und sorgt dafür, dass jeder Stich langfristige Konsequenzen hat. In Runde zwei und drei kommen zusätzlich „Sammelfruchtkarten“ ins Spiel, die allen Spielern einen Bonus in einer bestimmten Frucht geben – es sei denn, man besitzt die passende „Verdorbene Fruchtkarte“, die diesen Vorteil nur für einen selbst neutralisiert. Dadurch entstehen spannende Asymmetrien und taktische Überlegungen, die das Spiel von Runde zu Runde variabler machen.
Was „FF“ besonders macht, ist die Mischung aus Einfachheit im Ablauf und Tiefe in der Wertung. Die simultane Kartenauswahl erzeugt ein ständiges Mitdenken. Spiele ich eine nahe Zahl, um den Stich zu gewinnen? Oder spiele ich bewusst daneben, um meine Hand zu schonen und später gezielt zuzuschlagen? Wie viel Risiko gehe ich ein, wenn ich eine Sorte sammle, die andere Spieler ebenfalls anpeilen? Und wie gehe ich mit den „Verdorbenen Fruchtkarten“ um, die jederzeit meine schön aufgebaute Spalte ruinieren können? Das Spiel belohnt Spieler, die nicht nur den aktuellen Stich im Blick haben, sondern auch die langfristige Struktur ihrer Auslage.
Trotz dieser strategischen Elemente bleibt das Spiel zugänglich und angenehm flott. Die Runden sind klar strukturiert, die Regeln schnell erklärt und die fruchtige Gestaltung sorgt dafür, dass das Spiel nie trocken wirkt. Gleichzeitig bietet es genug Raum für erfahrene Spieler, die Freude daran haben, Wahrscheinlichkeiten abzuschätzen, Mitspieler zu lesen und ihre Hand über mehrere Stiche hinweg optimal zu managen.
Insgesamt ist „Freche Früchtchen“ ein charmantes, taktisches Stichspiel, das sich hinter seiner farbenfrohen Optik nicht verstecken muss. Es verbindet simultane Entscheidungen mit einem ungewöhnlichen Wertungssystem, das jede Runde spannend hält und immer wieder kleine Überraschungen bereithält. Wer ein Spiel sucht, das leicht zugänglich ist, aber dennoch strategische Tiefe bietet, findet hier eine fruchtige Mischung, die länger nachhallt, als man zunächst erwarten würde.
[Note lt. Kompetenz-Team]
.5 von
Punkten.
{gespielt von Babsi, Roswitha, Pascal}
[Links]
BGG: https://boardgamegeek.com/boardgame/394325/fruitoplay
HP: https://brettspielloesung.de/unsere-spiele/703-freche-fruechtchen-Kartenspiel.html
Ausgepackt: n/a
[Galerie: 9 Fotos]




