Review: „Phoenix Point (PC)“

Die Retail-Version hat nochmal ordentlich zur Alpha (Review) draufgelegt und präsentiert sich voller Stolz als feine Alternative zum grandiosen Original XCom.

„PP“ ist also sehr gelungen und bietet neben einer alternativen Storyline auch so manche Überraschung, bei all den sonstigen Ähnlichkeiten. Aber wie es doch auch immer so schön heisst, lieber gut geklaut, als schlecht kopiert – und hier wurde wahrlich bravourös gearbeitet.

Es beginnt mit der Vorgeschichte, dass die Menschheit das Klima halt dermassen kaputt gemacht hat, dass die Polkappen schmelzen und so auch in der Antarktis unter Tonnen von Eis eingefrorene Viren freigelegt werden und die Menschen sowie die Fauna infizieren und zu aquatischen Monstern wandeln. Diese wiederum überrennen die Erde und greifen alles und jeden an und infizieren immer mehr Lebewesen. Die Erde ist verseucht, nur noch wenige Millionen Menschen leben und es bilden sich Splittergruppen, Fraktionen, die jede für sich zu wissen glaubt mit dem fürchterlichen Drama richtig umgehen zu können. Durch pures Aufrüsten, durch Anpassung oder durch religiös argumentierte Genexperimente.
Die Geschichte im Spiel entwickelt sich stellenweise zwar etwas zäh, aber weiss mit einigen spannenden Wendungen zu gefallen.

Die Spielabläufe und Hintergründe bzw. Möglichkeiten wurden in der Alpha-Review (s.o.) schon weitesgehend erläutert. Die Versprechen wurden größtenteils eingehalten und wer sich mit XCOM schon einmal beschäftigt hat, wird die Handschrift einer der Urväter hier auch wiedererkennen.

Beginnend mit einer Basis und einigen Soldaten, muss der Spieler nun auf der Weltkarte (Geosphäre) verlassene Stützpunkte, Städte, Ruinen und allerlei weitere Ortschaften erkunden und i.d.R. von mutierten Monstren befreien. Dies ist weiterhin schick umgesetzt und in Sachen Atmosphäre macht „PP“ nichts falsch. Auch die taktischen Aktionsrunden sind toll kreiert worden und fordern schon nach kurzer Zeit das strategische Können des Spielers.
Die Kämpfe sind, aufgrund des speziellen (s. Fallout) Körperzonentreffer-Systems sehr variantenreich und bieten – trotz bedingten Zufallsergebnissen bei der Durchschlagskraft – feine Optionen ob der eigenen Pläne: soll der Gegner sich nicht mehr bewegen können (Ziel: Beine), soll die Waffe ausgeschaltet werden (Ziel: Waffe, Arme) oder soll gleich aufs Ganze gegangen werden (Ziel: Kopf). Dafür benötigt es natürlich eine Sichtlinie und die wiederum muss u.U. erst geschaffen werden, durch Bewegung oder Zerstören von im Weg stehenden Deckungen.

Die KI der Gegner ist durchweg brauchbar, die Monster versuchen den Spieler zu flankieren oder zu umgehen und im Falle der Anwesenheit von Zivilisten, gehen sie gezielt gegen diese vor, so dass der Spieler gleich doppelt gefordert ist. Das Missionsdesign ist dabei gefällig und weiss mit vielen Varianten der Level und Umgebungen zu überzeugen.
Schwierig ist es dagegen mit den Fraktionen warm zu werden, da benötigt es viel Fingerspitzengefühl und Glück, dass die jeweils passenden Missionen angeboten werden, mit denen man „seine“ Fraktion dann beeindrucken kann – es sollte sich nur auf eine Fraktion konzentriert werden, sonst kommt man nicht wirklich voran (heisst: an entsprechende Forschungen, ohne die das Spiel sonst bockschwer(er) wird!).

Insgesamt kann das Spiel durchweg als XCOM-Alternative überzeugen, jedoch sind da einige Nicklichkeiten, die dem Vorgänger weiterhin die Krone überlassen. So ist die Weltkarte z.B. relativ unübersichtlich und die vielen, vielen „Reiseziele“, oft Zeitverschwendung bzw. will man sich um die wirklich wichtigen Punkte kümmern, wird man wenig (zusätzlich) entdecken und dann ist das „Angebot“ einfach ein Overkill. Die Schwierigkeitsstufe steigt zu steil an, wenn man nicht glücklich die richtigen Orte besucht hat und auch mit der richtigen Fraktion gerade im Guten ist.
Trotz der intensiven Beschäftigung mit den eigenen Soldaten (Training, optische Gestaltung), will sich nicht wirklich eine Beziehung aufbauen, so dass man wirklich interessiert wäre, jeden „heil nach Hause zu bringen“, ausser, dass es sehr schwer ist, Verluste durch Ersatz zu kompensieren.
Es dauert auch sehr lange, bis man sinnvoll weitere Transportflugzeuge und Basen anschaffen/besetzen kann, was dann erst quasi zeitgleiche(re) Missionen erlaubt und somit ein effektiveres Fortkommen versus dem sich rasch ausbreitenden Virus.

Davon ab aber, ist das Spiel nicht nur ein Augenschmeichler, sondern durchaus ein taktischer Brocken, den man doch immer wieder gerne startet, um zu sehen, wie es weitergeht und dem klassischen „die eine Mission noch eben“ zu erliegen^^. Gespannt sein darf man dann auch auf weitere Updates, DLCs oder gar Erweiterungen.

 
Wertung:
Spielspaß: 5 von 6 Punkten.

Daten:
Plattform: PC (Steam)
USK: 16
Publisher: Snapshot Games

 

Screenshots:

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