Review – „Enemy Front (PC)“


Ein Kriegsberichterstatter als Held eines Weltkriegsshooter, DAS ist mal etwas Neues.
Auch der Eintritt ins Spiel ist, dank Cry-Engine, etwas ungewöhnlicher, schreiten wir doch durch eine Art Zeitraffer aus der Ich-Perspektive durch ein laufendes Gefecht. So schleichen wir an, in attackierenden Posen, erstarrten Kämpfern vorbei, umgehen lodernde Flammen und weichen in der Luft stehenden Kugeln aus. Bis plötzlich das Spiel losschlägt und die Action um uns herum real zu werden scheint, denn alles ist wieder in Bewegung und Schlachtenlärm drängt aus den Boxen.

 

Auf Partisanenseite stehen wir hinter Barrikaden und versuchen die heranstürmenden, deutschen Wehrmachtssoldaten abzuwehren. Dieses Vorhaben hält jedoch nur wenige Sekunden, dann werden wir abgerufen und flüchten in eine Seitenstraße und durch einen Kanaldeckel in den Untergrund. Hier halten wir uns auch anfänglich immer wieder auf, um Aufträge zu erhalten, z.B. ein Munitionslager der Deutschen zu sprengen, einen Priester zu retten oder die ortsmittige Kirche zu stürmen.

  

Wir sind also als der amerikanische Reporter Robert Hawkins in Polen zur Zeit des 2. Weltkriegs unterwegs, mitten im Warschauer Aufstand. Aufgrund vergangener Erlebnisse, während der Kriegszeit als Kriegsberichtserstatter, fühlt sich unser Alter Ego dem Widerstand verpflichtet und nach und nach klärt uns das Spiel auch genauer darüber auf. So kommt unser „Held“ auch gut in Europa herum und hilft allerorten den Partisanen.

Um sich seiner Gegner zu erwehren greift Robert Hawkins dabei auf alles zu, was ihm in die Finger kommt, jegliches Waffenarsenal, dass 1:1 aus Waffenmuseen repliziert zu sein scheint, ist ihm dabei geläufig, aber auch ein einfacher Stein kann durchaus hilfreich sein. Per Fernglas kann er sogar die Feinde markieren, die daraufhin auf der Minimap als Icons sichtbar werden und so auch aus unübersichtlichen Positionen heraus verfolgt werden können.

 

Die Gegner selbst allerdings sind da eher tumber Natur, sie stehen herum und lassen sich entweder einfach abknallen oder kommen in Kohorten auf den Spieler zugerannt und haben dabei durchaus Chancen, wenn sie aus allen Rohren feuern. An solchen Stellen nervt das nicht immer gut platzierte Speicherpunktsystem, wenn nach erfolgtem Ableben quasi der komplette Abschnitt erneut gespielt werden muss. So schwankt die KI zwischen abstrus dumm und künstlich schwer gehalten. Eine brauchbare Balance findet sich selten und das vielgepriesene Fernkampfsystem („Scharfschützentechnologie dank CryEngine“) hilft da auch nicht wirklich weiter.

Die Level sind wunderschön gestaltet, da kann die Grafikengine kräftig protzen, aber trotz gedachter Bewegungsfreiheit, stellt man schnell fest, dass man doch den unsichtbaren Schlauchlevels folgen muss. Man wird nicht gerade an die Hand genommen und durch einen geradlinigen Tunnel geführt, aber ob ich nun links um die Scheune oder rechts um die Scheune laufe, um an das hintere Ziel zu gelangen, ist ja nun eher egal – um mal ein überspitztes Beispiel anzuführen. Nett sind die öfter eingestreuten zerstörbaren Objekte, die Abwechslung hereinbringen und gelegentlich auch kämpferischen Mehrwert haben, wenn der Zaun, hinter dem sich der Gegner versteckt, von uns auseinandergeschossen wird.

Die kleinen Zwischensequenzen, in denen die Charaktere miteinander reden wirken, im Gegensatz zur sonstigen Spielatmosphäre, eher langatmig, gestelzt und dröge. Gibt es doch im Kampf an jeder Ecke einen Kawumm-Effekt in grafischer wie auch soundtechnischer Art, sind die Briefings und Laufpassagen recht öde.
Gelaufen wird dabei auch viel, die Levelabschnitte sind lang und wenn man z.B. an einer kampfbetonten Stelle alle feindlichen Soldaten anlocken und eliminieren konnte, ist das restliche Areal danach gähnend leer. Ok, wenn alle Feinde besiegt sind, kann da nun mehr niemand mehr herumlaufen….aber wieso nicht ein paar Zivilisten hie und da platzieren, die sich nun nicht mehr hinter Kisten kauern müssen? Oder eben die KI dahingehend steuern, dass ein paar Wachen eben nicht ihren Posten verlassen, wenn schon 12 Kollegen auf den 100m entfernten Feind zurennen.

 

Die Geschichte entfaltet sich also nach und nach und hat eine Menge Potential. Nur leider wird dies nicht wirklich genutzt bzw. umgesetzt. Viele Ansätze sind vorhanden und zeigen auf, um wieviel spannender das Spiel hätte sein können. So bleibt ein zwar optisch aufregendes, aber über viele Passagen eher durchschnittliches Ballerspiel, dem es vom Ergebnis her, relativ egal ist, ob man nun als Scharfschütze, Halodri oder Schleicher unterwegs ist.

Die technischen Anforderungen sind modern, aber nicht übertrieben, die Steuerung geht nach Eingewöhnung standardisiert von der Hand und die Spielmodi sind von bekannter Kost (Soloplay, Multiplay: Teamdeathmatch).

Angucken und probespielen ist angeraten, da es nicht wirklich schlecht ist, aber eben auch nicht richtig gut, um es jedem blind empfehlen zu können!

 
Wertung:
Spielspaß: Bild von Bild Punkten.

Daten:
System: PC, XBOX, Playstation
USK: 18
Voraussetzung: Steam
HP: http://enemyfront.com/

 

Screenshots:

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