Review: „Othercide (PC)“

In der gruselig-schönen Schwarz-Weiß-Welt von Othercide schickt der Spieler immer wieder Kriegerinnen gegen das unendlich anstürmende Böse. Es gilt Wege zu finden dieses albtraumhafte Geschehen einzuschränken, denn besiegt werden kann es nicht. Das von den Handlungen der Menschen über Jahrhunderte manifestierte Leiden kehrt immer wieder und stellt sich gegen alle Wahrscheinlichkeiten, die die unermüdlichen und tapferen Kämpferinnen in ihren Bemühungen zu siegen aufzustellen suchen.

Genauere Hintergründe oder Informationen erhält der Spieler erst nach und nach und meist müssen diese poetisch angehauchten Textpassagen, die sich gelegentlich auf dem Schirm entfalten, entsprechend gedeutet werden, um sie wirklich zu verstehen. Ein Wesen namens Mutter wurde vor langer Zeit vom Leiden geschlagen, aber sie ist noch hinter dem Schleier zugegen, eine Art andere Dimension durch die sie noch mit der Welt der Menschen in Kontakt zu stehen scheint. Dort kauert sie und lässt Teile ihres Wesens von ihren unendlich zu keimenden Töchtern in den Kampf gegen das Leiden tragen. Diese werden als Kriegerinnen in der Menschenwelt geboren und ziehen unentwegt in den Kampf.

Schildträgerin, Klingenmeisterin und Seelenschützin nennen sie sich dann und stellen sich spielergesteuert dem Bösen entgegen. Jede auf ihre Art als Beschützerin, Schadensverursacherin und Unterstützerin. Wobei alle drei letztenendes gleich gut kämpfen können, sobald sie etwas Erfahrung gesammelt haben. Sie sind auf dem Papier anders zu spielen und hie und da ergibt sich dies auch sinnvoll auf dem Schirm der Rundentaktik, aber unter dem Strich kann man sie alle an die Front jagen.
Die Fernkämpfern macht natürlich von Haus aus lieber via Abstand ihren Reibach mit dem Leiden und kann nicht ganz soviel einstecken, aber sie kippt auch nicht gleich aus den symbolischen Latschen, wenn sie mal in die Zwickmühle gerät.

Ausser natürlich der Spieler verabsäumt eine genauere Beobachtung und eine der Töchter wird umzingelt und alle dort beschworenen Monstrositäten hacken gemäß Initiativleiste nacheinander auf sie ein, dann fällt jede Tochter innert eines Zuges.

Die Zeitleiste ist auch der Kern der taktischen Planungen in diesem Rundenstrategiespiel. Auf der Leiste sieht man genau, welches Monster oder welche Tochter wann an die Reihe kommt, um Aktionen auszuführen. Daher gilt es diese immer im Auge zu haben und mit deren Hilfe die Angriffspläne voraus zu planen. Da die meisten Gegner auch immer die nächststehende Tochter angehen, kann man gut einschätzen, wann welche Aktion wo am besten auszuführen wäre und auf die Art sogar tödliche Kombinationen auf die Monster loslassen.
Eine Tochter kann mit ihren gelernten Fähigkeiten z.B. reagieren, wenn ein Gegner zu nahe kommt, diesen dann aufhalten und mit erhöhtem Schaden automatisch bekämpfen. Oder durch einen weiteres Fähigkeitsattribut einen Gegner wegstossen, genau vor die verzögerte Attacke einer Schwester.

Wird eine Tochter dann doch zusehends verletzt, hilft allerdings keinerlei Heilung, denn die gibt es einfach nicht! Stattdessen muss eine andere Tochter, gleicher Stärke (Level) geopfert werden, um die andere zu heilen. Oder man lässt es darauf ankommen und sie stirbt im nächsten Kampf mit hoher Wahrscheinlichkeit. Dafür gibt es die seltene Möglichkeit des Wiederbelebens. Die hierfür nötigen Marken, gibt es manchmal als Belohnungen.
Auf jeden Fall entwickelt sich so eine ganz andere Dynamik, wenn dies bei der Planung der Kämpfe immer mit bedacht werden muss!

Und dynamisch stellen sich alle Kämpfe zumindest in der ausführenden Animation immer dar. Ganz toll und detailliert sind die Grafiken hierzu gelungen und man ist oft geneigt, sich allein wegen der Optik verleiten zu lassen, das Spiel als Action-Spiel anzugehen. Doch dann sind die Missionen schnell gescheitert.

Doch auch dies ist eigentlich geplant. Denn anfangs kann man gar nicht gegen die einfachsten Leidensmonster bestehen. Es muss gestorben und das Spiel erneut begonnen werden. Alle Taten und Kämpfe werden gespeichert und die nächste Partie beginnt mit Erinnerungen an die vorherige und so mit immer stärkeren Töchtern. So ist das erste Kapitel i.d.R. erst nach gut 7-10 Partien schaffbar. Diese Art der Spielmechanik ist nicht neu, passt aber wunderbar zu der Atmosphäre von „Othercide“.

Insgesamt liegt hier ein sehr interessantes Spiel vor, das durch Präsentation und Spielprinzip bestimmt polarisiert, aber auf jeden Fall eine Chance verdient hat. Wer sich auf die, teils sehr fordernden, Kampfrunden einlässt und nur geduldig genug am Ball bleibt, wird bald mit Spannung am Schirm kleben und wissen wollen, wo dies alles nur hinführen und vielleicht enden soll.

 
Wertung:
Spielspaß: 5 von 6 Punkten.

Daten:
Plattform: PC (Steam)
USK: 16
Publisher: Focus Home Interactive

 

Screenshots:

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