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Bestimme das Denken der Leser!

Da gibt es hie und da neuerdings Diskussionen darum, wie etwas geschrieben werden muss, um dem Leser auch noch das letzte bisschen Eigengefühl zu nehmen.
Wer sich über ein Wunschobjekt informieren möchte, liest dazu i.d.R. Artikel, die es beschreiben, erklären und vermitteln, wie es sich im Einsatz schlägt.
Muss dem Leser nun auch noch mitgeteilt werden, was er dabei fühlen soll?

Nehmen wir unsere geliebten Brett- und Kartenspiele einmal her. Natürlich erleben Spieler Emotionen bei der Beschäftigung mit dem Spiel. Dies unterliegt aber häufigst dem Miteiander der Spielgruppe. Wer spielt besonders geschickt, fies, gehässig, schlau, unbedacht, taktisch oder einfach nur drauf los, um des Spasses willen. Wie und was wird unter den Spielern kommuniziert, was nebenher zelebriert (Snacks oder der neueste Tratsch?^^), wie eingespielt sind die Teilnehmer?
Dies macht doch das eigentliche Spielgefühl aus.

Das reine Spielen, ausschliesslich des Spiels wegen, findet sich doch eher oder nur bei den sogenannten Vielspielern, also Spieler, die sich explizit für bestimmte Spiele treffen und diese dann auch (spielerisch) über alles heben, während der Interaktion mit demselben. Da ist z.B: das Snacken nebenher verboten und wer bei den Regeln nicht richtig aufpasst, nervt, wenn er später nachfragt.
Das ist jetzt aber nicht zu negativ zu verstehen, sieht sich der Autor hier doch auch selbst mit in dieser Gruppenschublade einsortiert, aber der Verspieltheit sei Dank, existiert daneben auch Flexibilität, um auch auf dem Gelegenheitsspielerniveau Spass zu empfinden.

Da wird sich gerne an “Party”-Spielrunden in den 90ern erinnert, als die Spiele noch das waren, wofür sie eigentlich erfunden wurden: ein Grund zum Zusammenfinden und gemeinsamen Spass haben. Da wurde bei leichter Taktik munter ein Bierchen herumgereicht und bei Geschicklichkeitsaufgaben die Chips-Schüssel aus dem Weg geräumt und über diese Spiele brauchte man auch nur zu wissen, worum es geht und wie sie funktionieren – der Rest ergab sich dann immer!

Heute sind die Spiele nun aber komplexer, ja. Die Spieler sind anspruchsvoller, njein. Der Markt ist so unübersichtlich geworden, ja. Man muss also mehr informieren, kommt drauf an.

Wir halten fest: wenn ich mir ein Spiel nicht blind kaufen will, muss ich irgendwoher erfahren, worum es bei dem Spiel geht und ob mich das Thema interessiert. Dann wäre es schön zu wissen, wie es funktioniert – das überfliege ich dann oder lese es ganz genau, je nach Bedarf (s.o.)!
Eine Meinung des Fremden, der mir die vorigen Informationen geschenkt hat, ist sicherlich nicht verkehrt, der hat sich ja damit beschäftigt und kann so für mich eine grobe Richtung angeben, ob es mir auch gefallen wird – so denn sich mir dies nicht schon aus den reinen Informationen zum Spiel erschliesst!
Sollte dieser fremde Tester für mich nun auch erörtern, was ER dabei empfunden hat, als er spielte? Sein tiefstes Inneres herausposaunen und mich mit Gedankengut ablenken, wie ergriffen er bei einem bestimmten Spielzug war oder ob er der Euphorie des bevorstehenden Sieges zum Trotz die Spielmechanik zum Ende hin auf einmal gar nicht so spannend fand? War er verwirrt noch tagelang einem flüchtigen Gedanken hintergeeilt, wie der Spielfluss zwischen Zug 4 und Zug 17 vielleicht anders hätte gestaltet werden können?

Es gibt sicher auch Spielmechanismen oder Spielthemen, die dem Spieler bei der Ausübung seiner Zugfolgen auch etwas mehr, als nur das Spielprinzip vermitteln bzw. ihn sich dabei in eine thematische Welt fallen lassen wollen. Dabei erlebt und fühlt der Spieler etwas. Und somit sicherlich auch der Rezensent, der über ein Spiel schreibt. Und natürlich kann dieser – und tut es normalerweise wohl (siehe unsere Artikel) – auch, neben der Hauptaufgabe das Spiel dem geneigten Leser vorzustellen, darüber seinen Bericht erweitern. So ist es doch völlig normal, während des Spiel-Erklärens auf bestimmte Eigenheiten des Spiels hinzuweisen, wie die entdeckt und verarbeitet wurden sowie den Spass oder das Misempfinden dazu zu äussern.
Es drängt sich also eher der Verdacht auf, dass hier auf einer Modewelle mitgeritten werden will (geklaut bei einem nahen, aber doch so entferntem Genre und mit herrlichen Anglizismen umschrieben), um sich oder bestimmte (virtuelle) Dinge interessant(er) zu machen, denn für den Spiele-Verliebten ist es Usus so zu schreiben, dass der Interessent anschliessend sehr wohl weiß, was er davon halten soll (und vllt. auch was er beim Spielen empfinden wird^^)!

Ob sich dies nun je nach Schreibstil dem Leser quasi aufdrängt wie fettgedruckte Überschriften oder erst beim unbewussten Schwelgen über die Informationen, wenn das Spiel im Geschäft in den Händen gehalten wird, sei dahingestellt – es lebe die Vielfalt!

Das erzwungene Thema aber als Alleinstellungsmerkmal bewerben zu wollen, ist dann aber doch arg übertrieben, bei aller Achtung vor den so gelernten Journalien der Branche *G*.

Mein Wink an die Spezialisten da draussen kann also nur sein: Nehmt Euch mal nicht so wichtig und lasst den Spielern ihre Spiele und den Schreiber- wie auch Leserlingen ihren Spass an der Sache selbst. Man kann vieles zerreden und eigentlich geht es der Masse an Spielern, eben doch nur um die reine Information zum Spiel und den Spass an diesem beim Selbst-Erleben!

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