Review: „A Plague Tale: Innocence (PS4)“

Frankreich, im 14. Jahrhundert, die Pest greift um sich und die Inquisition nutzt die Gelegenheit ihre Macht und das von ihr verbreitete Grauen auszuweiten. Das hier noch viel mehr hintersteckt, erfährt der Spieler erst im Laufe der Geschichte. Bis dahin erlebt er die tragischen Abenteuer des jungen Mädchens Amicias und ihres schwerkranken Bruders.

Gleich zu Beginn des Spieles muss unsere Protagonistin erleben, wie ihr die Liebsten genommen werden, als ihr Schloss überfallen wird und sie plötzlich mit ihrem kaum gekannten Bruder alleine ist und sich fortan um ihn kümmern und ihn beschützen muss. Der Spieler lernt hierbei die Spielsteuerung sowie den Umgang mit ihrer Schleuder, der einzigen Waffe im gesamten Spiel.
Es wird abwechselnd geschlichen und gerannt, während sie aus dem Schloss und durch die Wälder fliehen, die unbarmherzigen Verfolger im Nacken.
Warum ihre Familie ermordet wurde und sie verfolgt werden, bleibt lange schleierhaft und so gilt es unterwegs auch durch belauschte Gespräche sowie Kennenlernen und Auffinden von NPCs herauszufinden, was eigentlich los ist.

Und die Geschwister werden sehr viel unterwegs sein, immer in der Hoffnung hinter die Geheimnisse zu kommen, die sich um ihre Familie ranken, im speziellen um ihre Mutter, und die merkwürdig, teils mystische Krankheit des Bruders. Das Bestreben der Inquisition, der eingefallenen Engländer und vieler Bauern und Stadtbewohner, die allesamt hinter ihnen her sind, gilt es ebenfalls nach und nach zu begreifen.
Doch die Geschwister bleiben nicht lange allein und lernen nach und nach weitere Kinder und Jugendliche kennen, die willens und bereit sind ihnen zur Seite zu stehen. Dafür ist unter anderem mal eine Gefälligkeit notwendig, aber generell sind diese ihrerseits keine Freunde der bösen Erwachsenen. Und so etabliert sich eine kleine, wehrhafte und vor allem einfallsreiche Widerstandsgruppe, die im Verlauf der Geschichte für so manche Wendung im Spiel sorgt.

So wechselt auch die Besetzung gelegentlich, mit der unsere Heldin unterwegs ist, um die jeweiligen Fähigkeiten bzw. Kenntnisse in den Kapiteln des Spiels gut nutzen zu können.

Das wichtigste Element aber im Spiel ist das Feuer, denn neben all den bösen Menschen treiben vor allem die Pestträger ihr Unwesen überall im Umland und den Städten…Millionen von Ratten! Auch wenn deren Darstellung geschichtlich relativ korrekt ist, so ist doch deren schiere Anzahl vielerorts arg übertrieben und ihre später aufkommende Schwarmintelligenz ebenfalls. Dies tut dem Spiel aber keinen Abbruch, im Gegenteil, fördert dies doch die schaurige Atmosphäre ungemein und rechtfertigt an vielen Stellen auch die Altersfreigabe. Die Freßattacken der Viecher ist ebenso brutal, wie viele der Todesarten, welche durch die menschlichen Gegner herbeigeführt werden. Allein schon die Tatsache, dass kein Soldat oder Bürger ein Problem damit hat kleine Kinder kaltblütig umzubringen, zeigt die seinerzeit vorherrschende, brutale Realität auf, wie auch die so nachvollziehbare USK-Entscheidung.

So gilt es immer in Leuchtnähe verschiedenster Feuerquellen zu bleiben, denn vor solchem Schein haben die Ratten eine Heidenangst und kommen nicht näher – bis auf kleine Vorpreschversuche, man sollte sich daher nicht am Rand der Schatten aufhalten. Viele kleine Rätsel kommen hierbei auch zum Tragen, wenn Fackeln zu besorgen oder gar zu löschen sind, damit Wachen auf ihren Patrouillen angegriffen werden oder drehbare „Scheinwerfer“ blockierte Wege freiräumen, u.v.m.
Aber auch dezent aufwendige Grübeleien sind später von Nöten, um alle Möglichkeiten richtig auszuloten und die Ratten zu umgehen, umzuleiten oder abzulenken – das selbe gilt auch für das Vorbeischleichen an Wachen, die man wunderbar mit Geräuschen z.B. in die Irre führen kann.

Wenn das ganze dann in Hektik ausartet, weil zugleich Verfolger auftauchen, wird der Spieler zum Gamepad-Akrobat, denn das Nutzen der Schleuder – wenn auch mit leichtem Ziel-Assistent – will geschickt ausgeführt werden, während u.U. gerade noch ein Scheinwerfer in die richtige Position gebracht wird.
So sind viele Stellen im Spiel mehrfach anzugehen, da einfach ausprobiert und ausgelotet werden muss, wie man am besten vorgeht und die Kinder nun mal nichts einstecken können und so schon kleinste Fehler ihr Ableben mit sich bringt. Gelegentliche Frustmomente können hier aufkommen, aber nie auf Dauer, da das Spiel nicht wirklich unfair agiert. Ein offenes Anstürmen ist hier eben nicht der Weisheit letzter Schluß oder gar erster Schritt :)!

Die Geschichte entfaltet sich so nach und nach mit immer neuen und kreativen Ideen und Wendungen wie auch Überraschungen und bietet, je nach Spielweise, bis zu 15 Std. gute Unterhaltung.
Der Verlauf ist i.d.R. allerdings recht linear, so dass ein Wiederspielwert evtl. nicht mehr so ganz motivierend sein dürfte. Die Spielwelt ist da fast genauso „schlauchig“, wenn auch hie und da das freie Herumlaufen und so auch kleinere Entdeckungen möglich sind. Die (Level-)Areale sind so auch spielbedingt großzügig gewählt, damit auf verschiedenen Wegen umhergeschlichen werden kann, um den optimalen Weg (zum Ziel) zu finden.

Grafisch bietet sich dem Betrachter ein Augenschmaus, Zeichnungen, Designs und Lichtspielereien sind allesamt wunderschön anzuschauen und auch die Sounduntermalung sowie die Sprachausgaben sind ganz toll umgesetzt und ausgewählt!
Die enorm dichte Atmosphäre und die sehr spannende Geschichte um die Geschwister, ihre Freunde, der ominösen Krankheit des Bruders, den Intrigen und Machenschaften des Großinquisitors und seinen Lakaien und all das Drumherum sorgen für viele, aufreibend kurzweilige Spielstunden – das Spiel ist eine richtige Perle geworden!

 
Wertung:
Spielspaß: 6 von 6 Punkten.

Daten:
Plattform: PS4
USK: 18
Publisher: Focus Home Interactive

 

Screenshots:

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