Review: „Battleship Island (Bluray)“


Titel: Battleship Island
Format: Bluray
Release: 26.11.2020
FSK: 18
Bild: 2,35:1
Audio: deutsch, koreanisch/japanisch: DTS-HD Master Audio 5.1
Lauflänge: 151min.
Cast: Hwang Jeong-min, So Ji-sub, Song Joong-ki, Lee Jung-hyun, Kim Su-an, Lee Kyeong-yeong, Kim Min-jae, Park Seong-il, Kim In-woo, Sin Seung-hwan, Baek Seung-cheol, Yoon Kyung-ho
Regie: Seung-wan Ryoo
Extras: Trailer, Bildergalerie, Making of, Interviews
Publisher: KOCH Films
IMDB: https://www.imdb.com/title/tt5969696/?ref_=fn_al_tt_1
OFDB: https://ssl.ofdb.de/film/300975,The-Battleship-Island

Fazit Film:
Während des 2. Weltkriegs unterhielten die Japaner unter anderen auf der Insel Hashima, nahe Nagasaki, ein riesiges Gefangenenlager, welches sie mit Zwangsarbeitern aus dem besetzten China und Korea besiedelten. Die Insel wurde im Laufe der Jahrzehnte komplett unterhöhlt, liegt doch ein immenses Kohlevorkommen unter ihr, dass unter äusserst unmenschlichen Bedingungen von den Gefangenen abgebaut wird. So kommt es auch immer wieder zu Stollenzusammen- und Wassereinbrüchen und immer wieder sterben Arbeiter, doch das kümmert die japanischen Besetzer seinerzeit kaum. Es wird einfach menschlicher Nachschub organisiert, so auch zu Beginn des Films, als – durch Rückblenden zur Vorstellung der Charaktere untermalt – die vornehmlichen Protagonisten unter dem Vorwand des gut bezahlten Jobs auf der „Battleship Island“ zwangsrekrutiert und zur Insel transportiert werden.
Die Insel verdankt ihren Spitznamen ihrer Silhouette, die sich im Laufe der Zeit immer mehr zu der eines Kriegsschiffes entwickelt hat, durch das Hochziehen immer zusätzlicher Gebäude für die vielen Strafgefangenen und auch wegen der hohen, brandungsumstürmten Mauer um die Insel herum.

Zu den Neuen auf der Insel gehört nun eine Musikband, deren Mitglieder sich durch ihre Kunst dezente Vorteile im Lager erhoffen dürfen. Die minderjährige Tochter des Bandleaders allerdings wird mit allen anderen weiblichen Gefangenen ins Inselbordell verschleppt und später auch in angedeuteten pädophilen Situationen ihrem grausigen Schicksal entgegengestellt. Ferner ist da auch noch ein ehemaliger (Klein-)Gangsterboss, der es versteht sich rasch Respekt zu verschaffen sowie ein, vom US-Geheimdienst eingeschleuster, koreanischer Widerstandskämpfer, auf der Suche nach dem ebenfalls einsitzenden Anführer der koreanischen Resistance. Dieser vermeintliche Held des Volkes ist aber in Wirklichkeit ein Verräter und Opportunist, wie sich später herausstellt und so auch den Anfang des Films erklärt, wieso drei junge flüchtige Gefangene so schnell gefunden und gestellt werden konnten.
Dies wird auch zu einem Hauptthema des Films, der Gedanke an eine Flucht. Kaum möglich, da die Insel schwer gesichert scheint und das ewig tobende Meer auch schon Abschreckung genug ist.

Dennoch eskaliert die Handlung schliesslich in einem Aufstand, der die Flucht aller (koreanischen) Insassen ermöglichen soll. Wie sich dabei herausstellt, sind die japanischen Wachen auch eher Soldaten, die es nicht in die Armee geschafft haben und so nicht besonders engagiert, mutig oder fähig sind. Immerhin werden sie von geschwächten Gefangenen relativ problemlos überwältigt, auch wenn das Action-Spektakel, das sich auf der Leinwand darstellt ein gewisses hin- und herwogen der Machtverhältnisse im Kampf suggeriert.
Hier stellt sich dann auch der Höhepunkt der Schauspielkunst und Drehbuchdramaturgie dar: ein tonnenschweres Gerüst wird von ca. 35 Sträflingen emporgehoben, gegen bleihaltige Dauerbefeuerung helfen dichtgestrickte Strohschilde und überstrapazierte Nahaufnahmen unpassender Gesichtsausdrücke haschen nach Sympathien der Zuschauer.
Wer regelmäßig asiatische Produktionen schaut, kennt dieses „über-schauspielern“, mit extremer Mimik und für westliche Verhältnisse unpassende Situations-Komik oder gar Slapstick. Gemischt mit dem auch aus amerikanischen Kriegsproduktionen bekannten übertriebenem Pathos und triefendem Nationalstolz, wirkt der teils mühsam gestrickte Handlungsaufbau beinahe zerstört.

Überhaupt fällt es in den gut 2.5 Stunden Film schwer, immer am Ball zu bleiben. Die Handlung teilt sich in mehrere rote Fäden auf, die auch nur unbefriedigend zu Ende geführt werden.
Vater und Tochter überleben durch Zugeständnisse, der über-coole Gangster wird zum Emotionsträger, der Widerstandskämpfer gemeuchelt, der Spion verläuft sich handlungstechnisch in der Hektik des Finales, die japanischen Besetzer werden zu Sturmtruppenkanonenfutter oder enden belanglos im Kugelhagel bzw. im Bombardement eines Luftangriffs der Amerikaner. Alles ist bis zu einem gewissen Punkt furchtbar interessant, gerade aus historischer Sicht. Und wenn man bedenkt, dass die Insel zum Weltkulturerbe ernannt wurde, nur damit die japanische Regierung offen Zugeständnisse zu den Verhältnissen und Taten auf ihrer so wichtigen Kriegsressourcen-Insel macht, steckt hier nicht nur nationales Interesse der ehemaligen Gefangenen bzw. derer Angehöriger dahinter, sondern auch globale Aufklärungspflicht. Und auch wenn die Japaner aus Sicht der Produzenten zu recht so drastisch dargestellt werden und die japanische Regierung bis heute (die Insel wurde 1974 stillgelegt) nichts zu den verlangten Themen offenbarte, wirkt die geschichtliche Umsetzung stellenweise doch auch dezent unglaubwürdig. Nicht im Sinne der vorherrschenden Tatsachen, sondern wie dumm sich da viele Soldaten, Wachen, wie aber auch Gefangene verhalten haben sollen. Zwischen all den Längen kommen so auch einige, kleinere Logiklücken zum Tragen.

Insgesamt soll dies den Film aber nicht schmälern, denn die beworbene, aufwendige Produktion ist tatsächlich ein Hingucker. Die Schauspieler bewegen sich für asiatische Filmkunst-Verhältnisse auf hohem Niveau, die Skripte halten sich mehr oder weniger strikt an die Historie und auch Vertonung und Effekte sind deutlich positiv wahrnehmbar. Nur wird der Film nicht für jedermann sein. Geschichtlich, wie schon erwähnt, äusserst interessant, da solche Ereignisse und Details im Westen kaum bekannt sein dürften, aber eben mit sehr vielen Längen und Pathos der ertragen werden will. Für einen beschaulichen Filmabend oder einem „Hirn aus – Popcorn raus“ ist dies sicher nichts, für ein ausdauergeschultes Zusehpublikum mit Diskussionsinteresse dagegen sicherlich schon eher. Die FSK-Freigabe scheint zudem auch eine PR-Maßnahme zu sein, um dem Film zusätzliches Interesse zu bescheren. Denn dargestelltes Thema wie auch die „Action“ entsprechen dem, was man auch aus FSK16- und teils FSK12-Filmen kennt („Soldat James Ryan“, „Die Brücke“, „Trust – Blindes Vertrauen“).

Nichts desto trotz macht man mit dem Ansehen des Films sicherlich nichts falsch, wenn man mit den entsprechenden Vorkenntnissen und Interessen herangeht.

Fazit Technik:
Technisch ist die Bluray gut umgesetzt. Das Bild ist durchgehend scharf und die Farben klar und deutlich. Die Vertonung ist ebenfalls gut gelungen. Als Extras gibt es Trailer, eine Bildergalerie, ein Making of und einige Interviews.
Der Publisher macht mit der Produktion (Pressung, Cover, Artwork, Trailer-Schnitt, etc.) zur Bewerbung des Films alles richtig.

Wertung: 3.5 von 6

Screenshots:

Trailer:

 
genutzte Hardware:
– Heimkino: Epson EH-TW6700; eSmart Germany MIRALE Rahmenleinwand (266 x 149 cm (120″), 16:9, Vollmaskierung); Bluray-Player Sony BDP-S6500; Yamaha RX-V381 Receiver; Canton MX 5.1; Onkyo SKW-208/S Subwoofer

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