Review: „Unravel (XBOX ONE)“

„Unravel“ ist ein wunderschönes, herziges und detailverliebtes Jump’n’Puzzle-Spiel.
Eine alte Frau, die allein in einem abgelegenen Haus zu leben scheint, wirkt in der Eröffnungssequenz sehr traurig und scheint über ihr vergangenes Leben nachzusinnieren. Ein Fotoalbum soll helfen, ihre Erinnerungen aufzufrischen, doch die Bilder darin sind verblasst und so recht wollen ihre Gedanken sich nicht auf die alten Tage konzentrieren. Aber ihr Hobby, das Stricken, lenkt sie ab und hellt sie auf und so scheint es, dass all die positiven, wenn auch vergrabenen, Erinnerungen sich in der Wolle manifestieren, wenn sie mit dieser arbeitet.
So kommt es, dass sich ein kleines fantasiekreiertes Wesen formt, als sie ihr wolliges Werkzeug beiseite legt und sich eine Ruhepause gönnt.

Dieses rot gestrickte Männchen schaut sich dann neugierig im Haus um und stolpert alsbald über alte Bilderrahmen, die auf einer Kommode stehen und fällt in die eingerahmten Fotos hinein, um fortan kleine bis große Abenteuer zu bestehen und die Vergangenheit der alten Frau nach zu erleben.

Anfänglich nimmt uns das Spiel aber noch erst an die Hand und erklärt die Steuerung und das Spielprinzip (annähernd, es verläuft alles relativ intuitiv, so dass man schnell weiss, worum es geht und was zu tun ist), während wir das Haus und den Garten erkunden, bevor wir auf die Kommode gelangen.

So wird das Wollmännchen einfach nur fortlaufend nach rechts bewegt – natürlich kann man auch zurück, was gelegentlich auch nötig ist, wenn auf einer unteren oder oberen Ebene noch etwas zu tun oder zu entdecken ist, aber die Zielrichtung ist die eines side-scrollers (rechts lang^^) -, kann dabei aber fleissig hüpfen und klettern, um z.B. über Hindernisse, wie Blumentöpfe oder Steine zu gelangen.
Darüber hinaus kann es mit seinem immer währenden Wollfaden, der sich hinter ihm aufrollt (es entspringt ja schliesslich dem Wollknäuel „zu Hause“ und hängt daran^^), Brücken spannen, indem es den Faden an vorgegebenen Stellen verknotet oder den Faden als Lasso/Liane nutzen, um sich über Abgründe zu schwingen. Über die eben erwähnten Brücken lassen sich dann auch Gegenstände auf höhere Ebenen bewegen, usw., …das Strickmännchen ist ganz schön pfiffig :).

Irgendwann kann das Männchen auch nicht mehr weiter, weil der Faden nicht mehr ausreicht, da hängt es dann herum und man muss Ausschau nach einer Wollreserver halten, die meist „auf dem Weg“ liegt, aber ab und an auch genauer gesucht werden will.

So gilt es Level-weise (jedes Bild, in das das Männchen „fällt“ erzählt eine Erinnerung und dient jeweils als ein Level) voran zu kommen und die Erinnerungen für die alte Frau aufzufrischen, indem nach abgeschlossenem Level die zugehörigen Bilder im Fotoalbum wieder klar leuchten und zudem hinterlassen wir auch ein kleines, gestricktes Zeichen.

Die Puzzle-Einlagen können in den sehr abwechslungsreichen Level-Abschnitten dabei durchaus mal zum Haareraufen sein, wenn bestimmte Gegenstände bewegt werden wollen, dabei aber auch die Umwelt lästig interagiert und zugleich die Jump-Einlagen, aufgrund der nicht immer präzisen Steuerung zur Glückssache werden.
Wenn also z.B. am Meer das Wasser anrauscht und in die Höhe steigt und wir zeitgleich auf Holzpfählen hochhüpfen, um nicht zu ertrinken und dabei per wolligem Lasso eine Art Hebel treffen und bewegen müssen, kostet es schon mal Nerven, wenn der schlussendlich nötige Sprung laufend daneben geht.

Dafür entschädigen dann aber alsbald andere script-ausgelöste Gags, wie z.B. das Brausen auf einem Dreirad mit flatternden Wollohren^^.
Überhaupt kann man sich über variantenreiche Level, Puzzle und Aktionen nicht beschweren, es wird sehr viel geboten in den gut 10 Stunden Spielzeit.

Die schon erwähnte ungenaue Steuerung kann nerven, ist aber ansonsten gelungen. Die Grafik ist eine wahre Pracht, es gibt soviel einfach zu bestaunen und man kann die Spielzeit auch nur mal mit Bewunderung für die kunstvolle Arbeit der Grafiker verbringen. Auch die in der Umwelt eingebrachten Interaktionen sind dabei genial integriert, wenn es z.B. eben gilt dem Wasser zu weichen oder sich vor attackierenden Vögeln zu verstecken oder einfach mal an einer Sonnenblume zu schnuppern. Die musikalische Untermalung ist immer situativ genau abgestimmt und geht geschmeidig durch die Ohren, niemals wird es monoton oder nervig, das gleiche gilt auch für die Soundkulisse. Probleme gab es auf der XBOX ONE auch keine während der Spiele.

Durch die Bank weg darf man diesem mutigen Projekt, weil so wenig innovativ (Jump-Scroller) und doch grandios neuartig (Story, Umsetzung), also gute Leistung attestieren und jedem empfehlen, der gerne mal durch die Natur hüpfen und rätseln mag, um einer lieben alten Frau durch die vielen Erinnerungen, die sie (und den Spieler!) fröhlich, wie aber auch traurig stimmen, zu helfen.

 
Wertung:
Spielspaß: 5 von 6 Punkten.

Daten:
Plattform: XBOX ONE
USK: 6
Publisher: Electronic Arts

 

Screenshots:

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