Review: „Mad Max (PC)“

Wüste, nichts als Wüste……und doch findet sich hier immer wieder etwas Nützliches! Widersprüchlich? Nicht wirklich, wir befinden uns in einer postapokalyptischen Welt in der fast alles zerstört wurde und überall, auch in der Wüste, finden sich Relikte ehemalig besserer Zeiten.
Und um diese wird hart gekämpft! Es geht weiterhin um Leben und Tod, egal ob es sich um ein Stück Schrott handelt oder um einen Schluck Wasser, es lauern überall Gefahren und der Tod ist allgegenwärtig. Willkommen bei Mad Max…

Dem Mad Max – Universum wurde derweil mit 4 Kinofilmen gehuldigt und in den drei Letzten wurde uns die Ödnis und die dort um alles vorherrschenden Kämpfe deutlich vor Augen geführt. Und genau das finden wir auch hier im Spiel wieder!
Eine weite, große, wüstenähnliche, steinige und offene Welt voller Gefahren, Abenteuer und….Aufgaben.

Der namensgebende Held will eigentlich nur sein kärgliches Leben leben, gerät aber immer wieder in brandgefährliche Situationen, aus denen er sich in der Regel nur kämpfend wieder herausbringt. So auch hier und so endet ein Überfall auf ihn zunächst mit seiner Gefangennahme. Sein Wagen wird ihm genauso wie jegliche Ausrüstung genommen und er sitzt in einer Höhlenfestung fest.

Natürlich kann er aber mit derben Action-Sequenzen schliesslich entkommen und findet sich in der Wüste wieder. Seine erste Sorge gilt dem essentiellen Nass, welches im Spiel für Lebenspunkteregeneration sorgt und nach kurzem Marsch findet sich auch eine Wassersammelstation.
Von hier an scheint ihm das Glück wieder ein wenig hold zu sein, denn neben seinem ersten Kompagnon, einem sehr schlauen und hilfreichen Hund, trifft er alsbald auf Chum Bucket, einem buckligen und entstellten Wesen mit künstlerisch anmutenden Fähigkeiten in der KfZ-Technik.
Nachdem sie sich „kennengelernt“ haben – Max ist durch die Bank weg immer mürrisch und will keine Freundschaften riskieren, er könnte sich sonst eventuell emotional gebunden fühlen -, kommt es auch schnell zur spielgeschichtlichen Sache und dem Kern bzw. künftig roten Faden des Spiels: der Beschaffung eines neuen, starken Vehikels für Max!

Chum Bucket, immer leicht verwirrt, aber durch die Bank weg visionär, berichtet von möglichen Rahmen-, Motor- und Ersatzteilen an verschiedenen Orten, die sie schliesslich bereisen, um den ultimativen Wagen für Max zu erschaffen. Chum Bucket ist ein Meister seines (KfZ-)Fachs und wurde nicht umsonst als „black fingers“ bekannt – ewig ölige Schmierfinger vom vielen Basteln an Autos.

Auf seinen vielen Reisen und Unternehmungen durch die Wüstenwelt lernt Max mehr oder weniger zwangsläufig viele Überlebende kennen, die ihm bei seiner nicht enden wollenden Suche bereitwillig helfen, wenn er denn für sie auch etwas macht.
Bei all den recht abwechslungsreichen Aufgaben, rüstet sich Max nicht nur selbst nach und nach wieder gut aus, sondern auch die Camps in denen er immer wieder Zuflucht findet. So gibt es dort, bei seiner jeweiligen Rückkehr, auf Dauer immer mehr Vorteile, wie z.B. automatisches Auftanken der immer sehr abgefahrenen^^ Autos, mit denen Max unterwegs ist, oder immer frisches Wasser oder neue Munition, usw.
Dafür muss er nur bestimmte Teile finden, die im Camp dann zusammengebaut werden, um so z.B. zu einer Werkbank oder einem Tank zu werden.
Diese Teile sind überall in der weiten Gegend verstreut und wollen gefunden werden, meist nicht ohne Kampf. Später gibt es auch die Fähigkeit auf der immer nützlichen Karte die Orte zu kennzeichnen, an denen Max interessante Objekte finden kann.

Bei aller Sammellust und -wut finden sich natürlich neben dem wertvollen Schrott auch Erinnerungsstücke vergangener Tage in Foto-Form, welche Max sammeln kann und diese auch immer entsprechend kommentiert, so lernen wir nach und nach etwas von seinen Charakterzügen besser kennen.
Ebenfalls begegnet er immer wieder einem mystischen Charakter, der sehr einem Darsteller aus dem zweiten Film ähnelt, der ihn mit wohlgemeinten Sprüchen zu analysieren sucht und danach auflevelt. In einer Art Traumsequenz erfährt Max dann neue bzw. verbesserte Fähigkeiten für den Nahkampf, dem Plündern bzw. Auffinden von Objekten, etc.

Die wichtigsten Komponenten finden sich natürlich in streng bewachten Wehrfesten wieder, die es zu infiltrieren gilt. Hier kann sich Max im Schleichen versuchen, manche Festungen verfügen über versteckte Zugänge, doch meist kommt er um das Kämpfen nicht herum.
Die Kämpfe sind meist recht spannend, gerade zu Anfang, wenn er noch nicht über besonders ausgefeilte Kampftechniken verfügt und so das Timimg des Ausweichens und Zuschlagens noch sehr wichtig ist. Die anstürmenden Schergen sind da auch ziemlich abwechslungsreich und beherrschen ihrerseits verschiedene Schlag- und Abwehrtechniken, an die man sich aber schnell gewöhnen kann. Auch liegt oft allerlei Zeug herum, dass sich für Kämpfe misbrauchen läßt, von einfachen Metallstangen hin zu stachelbesetzten Megakeulen und gar Benzinkanistern sowie natürlich Schusswaffen.
In jeder Feste gilt es eine bestimmte Aufgabe zu erledigen, z.B. die Pumpstationen zu sprengen oder den Boss in einem selten fairen Duell zu besiegen.

Einmal erkundete und eroberte Festungen bringen fortan regelmäßig bestimmte Mengen Schrott ein, der dann für Aufwertungen oder neue Kreationen hergenommen werden kann.
Ebenfalls besetzen kann man Beobachtungsstationen, welche es dann fortan erlauben direkt zu ihnen zu reisen, egal, wo man sich gerade befindet – ein sehr praktisches und oft hilfreiches Schnellreise-System, denn wie gesagt, die Welt von Mad Max ist groß!
An manchen Stellen gibt es zudem auch abgesteckte Rennstrecken zu entdecken, die, einmal gemeistert, mit einer unerschöpflichen Tankstelle aufwarten.
Darüber hinaus gibt es so viel mehr zu finden (Rampen für „Weitsprünge“, Minenfelder, u.v.m.) und für fast alles gibt es Belohnungen in irgendeiner Form.

Richtig abgefahren wird es aber, wenn man der Geschichte folgt und so an unwirkliche Orte gebracht wird, so braust Max unter anderen durch verschüttete U-Bahn-Stationen, durchforstet unterirdische Kirchen und schräge Bunkerwelten und Kanalisationen. Alles für die große Suche nach den richtigen Teilen für den neuen V8-Boliden :)!
Cool sind auch die vielen Kleinigkeiten, die den Mad Max – Veteranen ins Auge springen werden, wie z.B. die originalen Dinki-Hundefutterdosen, von denen Max sich bevorzugt ernährt.

Wenn man nicht nur der Hauptstory folgt, sondern sich auf die vielen, vielen Nebenschauplätze und -aufgaben einläßt kann man sich in der weiten Welt schnell verlieren. So wurden unsererseits 240 Stunden Spielzeit investiert, bevor der Abspann über den Bildschirm scrollte. Dabei wurde alles erforscht und bereist, aber noch immer nicht alles gefunden. Die Sammelleidenschaft und Verbesserungsmotivation ziehen den Spieler immer wieder vom roten Faden weg, hin zu weit entfernten Orten, immer dabei etwas Neues zu finden. Und das macht Spaß, es kommt so gut wie nie Langatmigkeit auf und die Optik hilft bei den vielen Reisestunden auch ungemein es zu geniessen :)!

Dabei wartet das Spiel auch immer wieder mit tollen Ideen und Skriptsequenzen auf. So kommt es z.B. nicht nur zu kleineren und sehr großen Sandstürmen, bei denen man sich besser einen Unterschlupf sucht, sondern auch zu ausgewachsenen Orkanen mit Windstärken, die das Auto wie ein kleines Spielzeug durch die Luft wirbeln lassen. Blitzeinschläge beschädigen oder zerstören alles was sie treffen und wehe Max ist zu Fuß unterwegs und wird von einem umherfliegenden Schrott-Teil getroffen. Hier, wie auch in den zahlreichen brutalen Kämpfen, glänzt die Physik-Engine nicht nur mit glaubhaften Wetter- und Spezialeffekten, sondern mit einem ziemlich martialischen Ragdoll-System, denn so hilflos wie Max im Sturm umhergeschleudert wird, wird einem vor dem Monitor echt Angst und Bange^^.

Die Welt ist durchweg sehr glaubhaft gestaltet und gecodet, die KI ist zwar nicht immer ÜBERzeugend, aber doch sehr brauchbar, um die Kämpfe und Wettbewerbe spannend zu machen. Die Optik ist grandios, so passt alles wunderbar zum Mad Max – Thema und glänzt mit sovielen Details, man kann eigentlich viele Stunden nur mit dem Herumwandern und Betrachten der Gegenden verbringen :)!
Natürlich sind hier und da auch ein paar nicht so perfekte Texturen zu finden, aber da muss man sich schon nah an den Monitor quetschen und danach suchen.
Rundum ist die Grafik absolut überzeugend und unheimlich atmosphärisch. Die vielen Charaktere und Vehikel sind abwechslungsreich und detailliert und passen wunderbar in die gesamte Geschichte. Auch die schon erwähnten Effekte stärken die Atmosphäre des Spiels, wenn die Reifen im Ölschlamm durchdrehen oder das Fahrverhalten (und die Geräusche) auf festen Strassen sich gänzlich von denen der sandigen Wege unterscheiden.
Größtenteils ist auch alles vertont und klingt überzeugend (teils sind aber gute Englischkenntnisse notwendig, bei so manchem Genuschel^^), nur unser Max ist ein wenig Charakterblass. Gut, er ist ein Eigenbrödler, redet nicht gern und sucht schon gar keine Kontakte, wenn es nicht sein muss, aber das ausgerechnet der völlig irre Chum Bucket alle in den Schatten schauspielert ist da dann doch schon überraschend. Aber dessen Charakter ist so voller Herz und Schmerz und vor allem Kreativität, da mag man sich fast eine Lesung des wahnwitzigen Dauerplauderers vorstellen *G*.
Der Soundtrack und die Soundeffekte passen auch immer gut zur jeweiligen Situation und runden das Gesamtpaket der guten Eindrücke ab!

Wirklich derbe Fehler konnten keine aufgetan werden, 2 Crashes gab es in all der Spielzeit und lediglich Kleinigkeiten können das Spielerlebnis kurzzeitig trüben. So z.B. das Aufspüren und Beseitigen der Minenfelder, da man in deren Nähe nicht via Schnellreise-System springen kann und so gefühlt unnötig lange suchen muss und dann teils doch nur durch Probieren („wenns knallt, nochn Meter!“) findet, oder das Nutzen mancher Heißluftballons der Beobachtungsstationen nicht direkt möglich ist, da diese erst betankt werden wollen, die Befüllung sich aber als äusserst frickelig erweist. Dies führt direkt zu einem lästigen und damit im Zusammenhang stehenden Ärgernis, nämlich, dass nicht alle Trigger-Punkte genau gesetzt sind. Um etwas zu aktivieren oder auszulösen nutzt oft nicht das direkte „davor stehen“, man muss immer wieder herumprobieren und sich von allen Seiten dem Punkt nähern, bis es klappt.
Dies sind aber im Verhältnis zur Spielwelt und -dauer kleinere Probleme, an die man sich irgendwie gewöhnt^^.

Die 18er-Einstufung erfolgte zu Recht, denn nicht nur extrem actionreich und ballerlastig sind die vielen Situationen in die sich Max immer wieder manövriert, vor allem aber sehr detailliert sind die Nahkämpfe, bei denen nicht nur literweise Blut spritzt. Aber all das gehörte schon immer zur Welt des Mad Max dazu, daher darf es hier auch nicht in dieser Brutalität fehlen, denn sein Leben ist brutal.

Wer sich für die Filme begeistern konnte, wird das Spiel lieben und alle anderen werden sich sehr schnell eingewöhnen, da sich alles im Spiel nach und nach wie von selbst ergibt, die Steuerung und das „ins Spiel eintauchen“ wurden genial intuitiv gestaltet.
Die Darstellung ist fantastisch und die offene, immens große und immer abwechslungsreiche Welt bietet soviel Motivation, dass man gar nicht mehr aufhören mag.
GTA 5 liegt hier z.B. immer noch ungespielt herum, nachdem Mad Max installiert und angefangen wurde!

 
Wertung:
Spielspaß: 6 von 6 Punkten.

Daten:
Plattform: PC (Testsystem: Intel Xeon 3.3Ghz, 16GB RAM, nVidia GF680GTX, Win 10 64bit), Steam
USK: 18
Entwickler: Warner Bros. Games

 

Screenshots:

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